Foto links: Rekonstruktion des Schädels von Australopithecus afarensis. Gut erkennbar sind die massiven Knochenwülste, die als Ansatzstelle für die ausgeprägte Kiefermuskulatur dienten. Dies ist ein Indiz für eine überwiegend harte, pflanzliche Rohkost. Quelle: Wikipedia. Autor Pbuegler.
Nach vielen praktischen Experimenten insbesondere mit der Fermentation möchte ich mich an dieser Stelle mal wieder mehr wissenschaftlich mit einem wichtigen Thema beschäftigen: dem Kochen. Das Kochen ist für viele Menschen eine eher lästige Alltagstätigkeit, die man schnell hinter sich bringen möchte. Andere wiederum genießen das Kochen gemäß dem Slow Food Ansatz und nutzen es als erholsames Hobby und zum Entspannen. Für anspruchsvolle professionelle Köche wiederum ist das Kochen eine hohe handwerkliche Kunst, die jahrelange Erfahrung und leidenschaftliche Hingabe erfordert.
Das Kochen hat aber möglicherweise eine noch viel fundamentalere Bedeutung. Die Kulturtechnik des Kochens hatte vermutlich eine Schlüsselrolle bei der Entstehung der menschlichen Spezies. Die Entstehung unserer im Tierreich doch ziemlich einzigartigen kognitiven, sozialen, kulturellen und technologischen Fähigkeiten ist möglicherweise auf die Erfindung des Kochens zurückzuführen. Diesen Erklärungsansatz, der die Menschwerdung und das Kochen in einen kausalen Zusammenhang bringt, möchte ich hier als die Koch-Hypothese bezeichnen. Richard Wrangham, ein amerikanischer Primatologe, hat diese Idee in einer Reihe von Aufsätzen entwickelt und in seinem Buch „Catching fire: how cooking made us human“ (Wrangham 2009) zusammengefasst. Die Koch-Hypothese konkurriert mit der länger etablierten Theorie, dass ein zunehmender Verzehr tierischer Nahrung entscheidend war für die Entstehung des modernen Menschen. Weiterlesen →