Links seht ihr eine Schote mit Dicken Bohnen, die in dieser Saison in unserem Gemeinschaftsgarten Querbeet gewachsen sind.
Die UN Generalversammlung hat das Jahr 2016 zum internationalen Jahr der Hülsenfrüchte erklärt. Solche Verkündigungen gibt es am laufenden Band: „Das Jahr der biologischen Vielfalt„, „Das Jahr der Wälder“ und vieles mehr. Das Jahr der Hülsenfrüchte finde ich aber eine besonders gute Idee. Ich habe eine Vorliebe für Dicke Bohnen, Linsen und Kichererbsen und habe in dieser Gartensaison mit einer alten Sorte Dicker Bohnen, der Leipziger Winterbohne, experimentiert. Außerdem sind Hülsenfrüchtler ein wichtiger Teil einer fleischlosen oder fleischreduzierten Ernährung, die ich absolut befürworte.
Hülsenfrüchte bieten noch einiges an brach liegendem Potential in unserer Landwirtschaft und in unseren Küchen. Insbesondere finde ich die Suche nach möglichen Alternativen zu Sojabohnen interessant, die zu uns überwiegend aus tropischen Breiten importiert werden. Während Sojabohnen an tropische Verhältnisse angepasst sind, gibt es Hülsenfrüchte, die auch in unseren Breiten sehr gut gedeihen. Dazu gehören z.B. die Süßlupine, Dicke Bohnen, Erbsen und Linsen. Warum sollte man also nicht mal Tofu aus deutschen Lupinen machen? Weltweit werden auf 82 % der mit Soja bepflanzten Fläche gentechnisch modifizierte Sojapflanzen kultiviert, meist in Monokulturen mit massivem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und chemischen Düngern. Durch den Anbau einheimischer Hülsenfrüchte könnte man den Import von industriell erzeugtem GVO Soja reduzieren. Außerdem lassen sich Hülsenfrüchte sehr gut in Mischkulturen anbauen z.B. Lupine mit Hafer und Gerste.
Leguminosen sind auch ein weiteres Beispiel dafür, wie Menschen im Laufe ihrer Kulturgeschichte keineswegs immer Vielfalt zerstören sondern diese kreieren und bewahren. Im Laufe des Domestikationsprozesses wilder Bohnen haben die Menschen in Mittel- und Südamerika tausende verschiedener Bohnensorten ausgelesen und gezüchtet. Die Vielfalt der Bohnen könnt ihr zum Beispiel im Bohnenatlas von Peter Schurz durchstöbern. Das Internationale Jahr der Hülsenfrüchte wäre ein guter Rahmen für für das ein oder andere Projekt in Leipziger Gärten und Küchen.
Hier noch ein Paar weitere Informationen:
- Hier geht es zur Offiziellen FAO website zu dem Jahr der Hülsenfrüchte.
- Zum Thema Lupine: 2014 gab es den Deutschen Zukunftspreis für ein Verfahren Proteine frei von allen Bitter- und Aromastoffen aus blauen Lupinen zu isolieren und so als neutralen Proteinlieferanten für viele Produkte einzusetzen. Dies ist ein stark technologie-orientierter Ansatz. Im Schwarzwald gibt es ein Unternehmen, das Lupinen-Miso in Bioqualität aus weißen Lupinen gewinnt und die ganze Bohne verwendet. Ein umfassendes Artikel zur Erforschung und Experimenten mit Lupinen findet ihr bei der Süddeutschen Zeitung.
- Bei Ökolandbau.de gibt es umfangreiche Informationen bezüglich Anbau von Leguminosen und neuester Forschungsergebnisse.
Foto unten: Lupine sind nicht nur nahrhaft sondern auch schön. Foto von Hedi Schäfer, lizensiert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons , Quelle Wikipedia.
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