Links seht ihr die reife und noch frische Dolde eines Hopfens aus unserem Garten Querbeet. Das Aroma dieser Dolden macht ein gutes Bier aus.
Nachdem ich Anfang des Jahres mein erstes Bier gebraut habe, war es mein nächstes Ziel einmal mit eigenem selbst angebauten Hopfen zu brauen. Deshalb habe ich im Frühling Hopfen in unserem Gemeinschaftsgarten Querbeet gepflanzt. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich dieses Jahr wirklich etwas Brauchbares ernten würde, da Hopfen normalerweise erst im dritten Jahr richtig trägt. Außerdem hatten meine Hopfenpflänzchen nach einem guten Start mit einer Menge Krankheiten und Schädlingen zu kämpfen, unter anderem einem Heer von Blattläusen. Aber zum Glück kamen irgendwann die Marienkäfer-Larven und haben einen Großteil der Blattläuse verspeist.
Am Ende des Sommers trugen die Hopfenpflanzen dann doch ganz ordentlich und es haben sich wunderbar schöne Doldenblüten gebildet. Zum ersten Mal konnte ich selbst gezogenen Hopfen in die Hand nehmen und beschnuppern. Nimmt man eine Hopfendolde in die Hand und biegt die Schuppen auseinander, bekommt man das gelbe Lupulin zu sehen, welches die Hopfenaromen bildet und ein wunderbar würziges Aroma verbreitet. Genau das ist der Duft, den die modernen Massenbiere total vermissen lassen. Das will ich in meinem eigenen Bier.
Oben seht ihr die Junge Hopfenblüte. Die feinen Haare, die man sieht, sind die weiblichen Geschlechtsorgane (Stigmata). Es gibt eine gewisse Ähnlichkeit zu Cannabis, wie ich finde. Das ist nicht verwunderlich, denn beide sind relativ eng miteinander verwand.
Da ich während der Erntezeit des Hopfens unterwegs war, um mediterrane Markthallen zu bestaunen, hat Marius vom Querbeet die Ernte für mich übernommen. Hopfen ist dann erntereif, wenn die Dolden vom satten Grün und hohem Feuchtigkeitsgehalt in einen trockeneren und leicht vergilbten Zustand übergehen. Außerdem sollten sie zum Zeitpunkt der Ernte aromatisch riechen. Anfangs riechen die Dolden lediglich grasig aber nicht richtig würzig. Da der Hopfen mehrere Meter in die Höhe wächst, musste Marius sich in die Baumkronen unseres Gartens begeben (Foto unten). Vielen Dank also an Marius!
Nach dem Ernten hat Marius den Hopfen noch für mich getrocknet und ich habe ihn dann luftdicht in Gefrierbeutel verpackt und eingefroren. Das habe ich gemacht, weil die Aromen des Hopfens schnell verloren gehen, da diese aus flüchtigen organischen Verbindungen bestehen. Diese verdampfen in die Umgebungsluft und werden außerdem durch den Luftsauerstoff oxidiert. Außerdem nehmen Hopfendolden relativ viel Platz weg und mein ganzes Tiefkühlfach ist jetzt mit Hopfen vollgestopft. Deshalb verwenden professionelle Brauer auch meist keine Dolden sondern zu Pellets gepressten und vakuumisierten Hopfen. Mit Dolden zu brauen macht also höchstens zur Erntezeit im Spätsommer/Herbst Sinn. Mehr Details zu Hopfen könnt ihr ein meinem Hopfenartikel nachlesen.
Damit ich den eigenen Hopfen auch gut herausschmecken kann, habe ich mir einen sehr hopfenaromatischen Bierstiel ausgesucht: ein India Pale Ale (kurz IPA) also einen klassischen englischen Stil mit viel Hopfenaroma und hellem Malz. Unser Hopfen ist auf den zwei Standorten unseres Gemeinschaftsgartens Querbeet gewachsen also auf der Fläche in der Neustädter Straße und in unserem Schulgarten am Bernhardiplatz. Man könnte also auch von einem QPA (Querbeet Pale Ale) sprechen 😉 .
Nach der Herstellung des Biersudes aus Malz und Hopfen habe ich es mit Brauhefe angeimpft und in ein Gärfass überführt. Jetzt leistet es dem Gärtopf mit den Chilis Gesellschaft (Foto in der Galerie unten). Wenn die Hauptfermentation durch ist, werde ich zu dem kalten fermentierten Bier nochmal eine Ladung Hopfen geben. Das nennt man „kalt hopfen“ oder „Hopfen stopfen“. Dadurch extrahiert man besonders viele der flüchtigen Aromastoffe aus dem Hopfen. Dann fehlt nur noch das Abfüllen und Nachreifen in der Flasche.
Und weil ich nach dem Brauen, Fotografieren und Schreiben ziemlich müde bin, gehe ich jetzt zum Kiezkontor um die Ecke, um mir mein verdientes Abendbier zu besorgen. Cheers!
Fast alles was man zum Brauen braucht: Doldenhopfen aus dem Garten, Rezept, Malz und Rechner.
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Hallo Johannes, hab auch Hopfen geerntet/eingefroren und frage mich jetzt, welche Menge ich nehmen soll (bisher nur mit Pellets gearbeitet). Hast Du da einen Tipp? Gruß Daniel
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Da der Hopfen frisch ist, enthält er viel Wasser und man sollte schon ordentlich mehr nehmen als bei den trockenen pellets. Würde mal sagen das doppelte bis dreifache der Pellet-Menge.
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